Spinell ist ein häufig vorkommendes Magnesium-Aluminium-Oxid aus der Mineralklasse der Oxide.
Der Edelstein ist bereits seit Jahrhunderten bekannt. Allerdings wurden als Spinell bis 1800 alle roten Edelsteine bezeichnet, dazu konnten Saphire, Granate und Spinelle gehören. Als eigenständiges Mineral wurde Spinell 1647 von Boetius beschrieben. Dabei bezieht sich der übernommene traditionelle Name ‚Spinell‘ auf die dornenartige Form der Kristalle (lateinisch spinula = kleiner Dorn, Zapfen) oder auf das rote Funkeln der Kristalle (griechisch spinos = funkeln, Funke). Die allgemeine namentliche Trennung von Spinellen zu anderen roten Edelsteinen setzte sich erst später durch.

Spinell kristallisiert im kubischen System und kann perfekte Oktaeder ausbilden. Die Form dieser Kristalle ist so perfekt, dass eine gesamte Unterklasse der Oxide nach dem Spinell und seiner Form benannt wurde. Weitere Kristallformen sind Würfel oder Rhombendodekaeder. Zwillingsbildung ist relativ häufig. Selten bildet Spinell andere Aggregate (körnige Massen) aus. Reiner, idealer Spinell ist farblos. Die bunten, leuchtenden Farben entstehen durch den Austausch von Aluminium durch andere Elemente im Kristallgitter. Oft besitzen Spinelle mit besonderer, typischer Farbe und speziellem Aussehen eigene Namen.

In den Kristall eingeschlossen finden sich oft gut entwickelte kristalline Einschlüsse aus Begleitmineralien (Apatit, Calcit, Dolomit, Olivin, Rutil, Zirkon). Selten kommen Sternspinelle mit vier- bis sechsstrahligem Asterismus vor (schwarze, blaue oder violette Spinelle aus Sri Lanka). Spinell besitzt keinen Pleochroismus. Die größten bisher gefundenen Spinelle haben ein Gewicht von 12 – 14 kg, bzw. eine Größe von 17 cm.

Erreichbarer Spinell auf der Erdoberfläche wurde selten auf primärem, meistens auf tertiärem Weg gebildet:

• Spinell ist ein wesentlicher Bestandteil des Erdmantels. Selten wird er in ultrabasischen Gesteinen (Spinell-Peridotit) aus 30 bis 80 km Tiefe als Xenolith (Olivinbombe) oder in Peridotit an die Oberfläche befördert. Typische Begleitmineralien sind Olivin, Enstatit, Diopsid.
• Spinell bildet sich in kontaktmetamorphen Gesteinen. In Silikat - Marmoren entsteht er durch Verdrängung und kommt mit Calcit, Dolomit, Graphit, Phlogopit, Korund als Begleitmineral vor.
• Spinell bildet sich in hochgradigen Metamorphiten (Hochtemperaturmineral) mit den Begleitmineralien Cordierit, Enstatit, Granat, Plagioklas, Quarz, Saphhirin.

Durch seine große Härte (Mohshärte 8) und damit verbundener Verwitterungsbeständigkeit lagert sich Spinell in sogenannten Edelsteinseifen zusammen mit anderen, verwitterungsbeständigen Mineralien ab (Saphir, Rubin, Forsterit, Andalusit, Skapoltih, Silimanit).

Edelspinelle sind durch ihre bunten Farben, den Glanz und ihre große Härte seit Jahrtausenden begehrte Edelsteine. Steine in Edelsteinqualität sind selten und kommen nur an wenigen Fundstellen auf der Erde vor.

Spinnelle wurden oft mit anderen Edelsteinen verwechselt. Die zu den britischen Kronjuwelen zählenden, sogar Namen besitzenden großen ‚Rubine‘ ‚Black Prince’s Ruby‘ und ‚Timor Ruby‘ sind Spinnelle. Diese ‚Fälschungen‘ von Rubin durch Spinnelle waren unbeabsichtigt. Heute können synthetische Spinnelle hergestellt werden, die die Eigenschaften der kopierten Edelsteine perfekt nachahmen und erst durch aufwendige Untersuchungen von Fachleuten erkannt werden können. Durch künstlichen Spinell können Rubine, Alexandrite, Aquamarine, andere Edelsteine und natürlicher Spinell nachgeahmt werden (fast alle geschliffenen blauen Spinelle sind gezüchtet). Natürlicher Edelspinell als geschliffener Stein wird wie alle wertvollen Edelsteine gefälscht (künstlicher Spinell, Glas) oder geschönt (erhitzen, Ölen).

Künstliche Spinelle werden industriell für gasdichte und feuerfeste technische Keramiken verwendet.