Selenit ist die mineralogisch nicht anerkannte Bezeichnung für transparenten Gips. Seit Johann Gottschalk Walerius (1774) wird Selenit als Alias – Name für klare Gipskristalle verwendet. Walerius benannte den klaren Gips wegen seiner bläulichen Reflexionen, die an Mondlicht erinnern, nach der römischen Mondgöttin Selene. Heute wird Selenit in Deutschland auch für durchscheinenden Fasergips mit Seidenglanz verwendet. Im englischsprachigem Raum ist Selenit das Synonym für Gips im Allgemeinen.

Gips ist ein weit verbreitetes, kristallwasserhaltiges Calciumsulfat aus der Mineralklasse der Sulfate (s. ausführliche Beschreibung: Gips im Erdschatz).

Selenit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und bildet prismatische oder tafelige, nadelige oder säulenförmige Kristalle in bisher bekannten 20 Kristallformen aus. Manche Kristalle sind grob gestreift. Selenitkristalle können sehr groß werden. Die bisher größten Selenite wurden in einer Höhle in Mexiko (Naica) gefunden: die gigantischen, perfekt ausgebildeten Kristalle sind bis zu 17 m lang und 50 Tonnen schwer. Kristalle mit gebogenen Flächen, die rosettenförmig angeordnet sind (Gipsrosen) oder linsenförmiges Aussehen haben, kommen vor. Zwillingsbildung ist bei Selenit häufig – es sind Zwillingsbildungen in V-Form, Kreuzform, Herzform, Schmetterlingsform (Schwalbenschwanz-, Fischschwanz-, Pfeilspitzen – Kristalle) bekannt. Parallel miteinander verwachsene kristallinische feinste Fasern bilden plattenförmige Massen aus (Fasergips, Seidengips, Stengelgips, Atlasgips). Fasergips mit Seidenglanz kann einen wandernden, wogenden, weißen Lichtschimmer besitzen, der beim Bewegen des Steins zu sehen ist. Transparente, plattige, sehr klare Selenit – Kristallstücke werden Marienglas (s. Beschreibung Marienglas im Erdschatz) genannt.

Selenit entsteht wie alle Gips – Formen sekundär. Klare, gut ausgebildete Kristalle kommen hauptsächlich in Tongesteinen vor oder kleiden Drusenhohlräume und Klüfte im Gipsgebirge aus. Große Ablagerungen von klaren, plattigen Seleniten kommen in Spanien vor. Diese Marienglas oder Lapis specularis benannten Vorkommen sind seit dem Römischen Reich bekannt. Spätiger, faseriger, kristalliner Selenit mit parallel verbunden Fasern in geschichteten Massen ist als Evaporationsprodukt in vielen Gipslagerstätten vorhanden.

Selenit Kristalle werden zu Sammlerzwecken geborgen. Faseriger Selenit mit guter Qualität wird zu Kunstgegenständen und Schmuck verarbeitet. Marienglas wurde in der Vergangenheit als Fensterglas verwendet und wird auch heute noch industriell in Spezialanwendungen als Glasersatz verwendet.